Zeitungssterben auf einen Klick
Bereits ein Blick auf die Webseite „Newspaper Death Watch“ zeigt den Rückgang der Tageszeitungen auf dem amerikanischen Markt. Einen Gedanken früher setzt das das Open-Data-Projekt „Zeitungssterben“ an und fragt, nach wie viel Jahren eine deutsche Zeitung oder Zeitschrift die Hälfte ihrer Käufer einbüßt. Diese Frage nach der Halbwertszeit wird auf Basis von IVW-Daten (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V.) grafisch beantwortet.
Methode
Die Macher hinter dem Projekt sind OpenDataCity, eine Agentur für Datenjournalismus und Datenvisualisierungen. Das Zahlenfutter liefert die IVW. Die Visualisierungen zeigen nach eigenen Angaben die durchschnittlichen Verbreitungszahlen aller deutschen Zeitungen und Zeitschriften, die ihre Auflagenzahlen an die IVW melden und seit 2001 mindestens einmal eine Auflage von über 25 000 Exemplaren hatten. Die Charts zeigen den Durchschnitt aller Auflagen in einem Quartal.
In der Summe kann gesagt werden: Besonders schlecht geht es Programm- und Jugendzeitschriften; Wochen- und Sonntagszeitungen halten sich ganz gut. Unter den Tageszeitungen ist das Bild gemischt, vom Donaukurier (über 800 Jahre) bis zur Bild-Zeitung (16 Jahre) ist alles dabei.
Ziel
Auf dieser Basis wollen die Macher den weiteren Auflagenverlauf prognostizieren. Der Haken: Käuferzahlen bzw. deren Rückgang mit wirtschaftlichem Misserfolg, der irgendwann zum Einstampfen einer Publikation führen könnte, gleichzusetzen, ist ein Trugschluss. So dienen etwa Maßnahmen, wie die Reduzierung der sonstigen Verkäufe, der wirtschaftlichen Gesundung eines Blattes. Insofern sagen die reinen Verkaufszahlen wenig über Umsatz und Gewinn aus. Auch die Anstrengungen im digitalen Bereich, etwa App- oder E-Paper-Verkäufe, werden nicht erfasst.
Es handelt sich dabei um ein Open-Source Projekt. Folglich stellen die Macher des Projektes den Quellcode auf GitHub zur Verfügung. Wie aussagekräftig diese Zahlen nun sein mögen, sei einmal dahingestellt. Unbestritten hat das Gros der Printpublikation einen Auflagenrückgang zu verzeichnen. Aber auch hier gibt es Schwankungen und Ausreißer. Wenngleich dieses kalkulierte Modell keinen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, so befeuert es doch die alte Diskussionen über Zukunft von Print.